Süddeutsche Zeitung | Warum Champagner trinken, wenn man Höfer haben kann?

2023 November

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Fränkischer Wein: Das Maingold

Franken hat sich als Weinbauregion schon länger einen Namen gemacht. Wirklich bekannt sind allerdings bis heute nur wenige Spitzenbetriebe. In ihrem Schatten stehen exzellente Weingüter, von denen noch kaum einer gehört hat. Sechs Empfehlungen aus der zweiten Reihe. [...]

Sektkellerei Höfer

Warum Champagner trinken, wenn man Höfer haben kann? Carsten Höfer macht seit vielen Jahren Sekt auf Spitzenniveau, schafft es aber, dabei fast unentdeckt zu bleiben. Das ändert sich langsam. Allmählich werden mehr Menschen darauf aufmerksam, was für herausragende Schaumweine Höfer da in einem alten Brauereikeller in Würzburg in die Flasche bringt. Eigentlich wollte er nach dem Önologiestudium vor 30 Jahren nach Kanada auswandern, da verliebte er sich in die leer stehenden Gewölbekeller in Würzburg - und blieb. Zusammen mit seiner Frau gründete er die Sektkellerei Höfer. Dazu muss man wissen, dass zwar viele Winzer Sekt im Programm haben, ihn aber nur selten selber machen. Sie produzieren die Trauben für den Grundwein, aber den zu Sekt machen dann sogenannte Lohnversekter. Nach und nach überzeugte Höfer Frankens Winzer davon, ihm ihre Weine anzuvertrauen. Es lief gut, heute lassen die Topwinzer Frankens bei ihm versekten. Nebenbei kelterte Höfer immer eigene Sekte. Inzwischen bis zu 40.000 Flaschen im Jahr. Die Trauben dafür bauen zwei seiner Mitarbeiter in ihren Weinbergen exakt nach Höfers Vorstellungen an. "Die Qualität, die wir brauchen, würden wir sonst nicht bekommen", sagt Höfer. Das merkt man den Endprodukten an. Die Weine sind auf dem Punkt, mit sanfter Perlage und perfektem Spiel von Frische und Komplexität. Wer über deutschen Spitzensekt spricht, der kommt an der Kellerei nicht mehr vorbei.

Weinempfehlung: Der Blanc de Blanc, eine Cuvée aus Weißburgunder und Chardonnay, eignet sich sowohl als Aperitif wie auch als Begleiter leichter Speisen. Warum also Champagner trinken?

Süddeutsche Zeitung Samstag/Sonntag 11./12. November 2023, Nr. 260

Bericht von Patrick Hemminger